Reise blog von Travellerspoint

Villa Tehuelche, Puerto Natales, Puerto Montt, Bariloche

5.1. -21.1.2018

Vom äußerst netten und hilfsbereiten Enrique in der Touristeninformation in Cerro Sombrero erfahren wir noch einiges Interessantes. Als Besitzer einer Estancia kann sich erst dann als Estanciero nennen, wenn er mindestens 3000ha Land besitzt. Pro Schaf benötigt er mindestens 1ha Land. Die Ureinwohner hier waren Nomaden, die Selknam und Yamana und lebten in Clans von der Jagd auf Guanakos. Die neuen Siedler brachten Schafe in diese Gebiete der Ureinwohner und diese wurden zur leichten Beute. So wurden die Ureinwohner zu ungeliebten Schafdieben. Die Siedler engagierten professionelle Killer, die 1 US-Dollar Lohn für jedes Paar Ohren der Ureinwohner bekamen und auf diese Weise sie ausrotteten. Den Namen Feuerland ( Tierra del Fuego ) gab Magellan dieser Insel, denn als die Selknam zum ersten mal die Segelschiffe sahen, zündeten sie große Feuer an um den anderen Clans mitzueilen, dass etwas außerordentliches im Gange war. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Missionen der Jesuiten und Franziskaner gegründet, wohin sich die Ureinwohner vor den Killern flüchteten. Die meisten starben jedoch an Allergien wegen der europäischen Kleidung und auch wegen den westlichen Krankheiten wie Schnupfen oder Grippe.
Die nächste größere Etappe von 350km geht nach Puerto Natales, von wo aus wir mit einer Fähre 4 Tage und 3 Nächte lang 2000km nach Norden in Puerto Montt, durch die Inselwelt und Fjorde Chiles schippern werden. Die Fahrt nach Puerto Natales läuft ruhig, es gibt wenig Wind, der Himmel ist bedeckt und die Landschaft abwechslungsreich. Die Straßen werden von blühenden Lupinen gesäumt und die vielen abgestorbenen Bäume tragen lange zerzauste Großvater Bärte. Am 8.1.18 gehen wir um 22h an Bord des Schiffes und beziehen unsere 2er Aussenkabine mit Stockbett. Die ehemalige Korsika Fähre Baujahr 1984 legt um 5 Uhr morgens ab. Die Eden, so heisst das Schiff, hat zwar Stabilisatoren, aber der Kapitän lässt sie lieber eingefahren, da es Befürchtungen gibt, dass sie nicht mehr eingefahren werden könnten und damit eine Passage durch die diversen Engstellen zwischen den Inseln nicht mehr möglich wäre. Die Eden betreiben sie mit dem unreinen und sehr schwefelhaltigen Schweröl, was großen Aufwand für die Reinigung in Zentrifugen an Bord bedeutet und allgemein wegen des Schwefels schlecht ist für die Haltbarkeit der Materialien. Die Verpflegung an Bord ist gut und geschieht in 2 Runden. Es gibt Vorträge über die Route, Flora und Fauna, sowie ein Angebot für Yoga. Am 6.1.18 um 6.30h passieren wir das Wrack der Cotopaxi, das absichtlich auf eine Untiefe gelenkt wurde um die Versicherungsprämie zu kassieren. Das Schiff sank aber nicht, sondern sitzt als Mahnmal für Dummheit hoch auf dem Felsen. Der Schwindel flog auf als die Inspekteure die vermeintliche Zuckerladung an Bord nicht fanden. Dumm gelaufen !!! Nach dem Vortrag über die Fauna und die letzte Eiszeit vor 12000 Jahren, zu der ganz Chile und Argentinien bis auf einen dünnen Streifen an der Atlantikküste Argentiniens mit Eis bedeckt war, geht es aus dem Schutz der Inseln hinaus auf den offenen Pazifik. Es werden fest Tabletten gegen Seekrankheit verteilt, Stabilisatoren gibt es ja nicht und beim Mittagessen bleibt der Speisesaal ziemlich leer. Bei 4-5m Welle und langer Dünung stampfen wir mit ca. 20kmh bis in die frühen Morgenstunden nach Norden und kehren wieder zurück in die Kanäle der Inseln. Wir werden am 11.1.18 so gegen Mitternacht in Puerto Montt ankommen, aber dürfen die Nacht bis zum Frühstück um 7h an Bord bleiben. Die Mannschaft fährt die Autos hinaus, was wir nicht möchten, so werden wir um4.30h geweckt um die APEs selber hinaus zu fahren, sodass die neue Ladung für die Rückfahrt nach Puerto Natales erfolgen kann. Eigentlich herrscht striktes Alkoholverbot an Bord, aber irgendwie hat jeder heimlich etwas hineingeschmuggelt. Am letzten Abend leeren mit den neuen Bekanntschaften aus Österreich (Sissi und Steffi)und Stefan aus Berlin die Vorräte. In einer der Flaschen schicken wir eine Flaschenpost mit dem SOS-Ruf: Keinen Schnaps mehr an Bord, mit den GPS-Daten und der Emailadresse von Stefan. Am nächsten Morgen regnet es in Strömen, was normal ist für hier, denn es regnet hier im Durchschnitt 7000mm pro Jahr.
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Am 12.1.18 bleiben wir noch in Chile und setzen mit einer kleinen Fähre hinüber auf die südlich gelegene Insel Chiloe mit ihren berühmten Holzkirchen der Missionare, von denen 16 Stück ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen wurden. Kurz vor der Hauptstadt Castro streikt meine Sonrisa wieder mal. Die Zündkerze ist total verdreckt und überbrückt. Eine chilenische Familie hält an um uns zu helfen. Es stellt sich heraus, dass das Grundstück vor dem wir stehen ihnen gehört. Sie laden uns spontan zu sich ein und der Neffe Alejandro ( 23 Jahre alt) spricht super Deutsch zu unserem Erstaunen. Er hat bereits 1,5 Jahre in Deutschland zugebracht und studiert Wirtschaftsingenieurwesen. Sie nehmen uns mit zum Mittagessen auf dem Volksfest, wo es viel interessantes Essen, Musik und Tanz gibt. Am Abend sind wir bei ihnen eingeladen wo sie eines ihrer Schafe grillen und die ganze Verwandtschaft rückt an. Bis spät unterhalten wir uns mit Jung und Alt über Politik, Bildung und wie die Familiensituation ist. Wir dürfen die Nacht hier auf ihren 400ha Grundstück verbringen und sind wieder zum Frühstück im Haus eingeladen. Am 14.1.18 setzten wir dann mit einer noch kleineren Fähre auf eine Nachbarinsel über. Dort besichtigen wir in Achao die 1730 erbaute Holzkirche Santa Maria de Loreto. Es gibt keinen einzigen Stahlnagel, alles aus Holz sogar die Nägel. Heute findet hier auch ein Fest der indigenen Bevölkerung der umliegenden Inseln statt. Hier probieren das Curanto, eine chilenische Spezialität. Im Erdloch auf heißen Steinen werden Lammfleisch, Hühnerfleisch, geräuchertes Schweinefleisch, Herzmuscheln, Miesmuscheln, flache mit Speck gefüllte Kartoffelklöße und dicke Maisfladen aufgeschichtet. Dies alles wird mit riesigen Blättern, die wie überdimensionale Rhabarberblätter aussehen und Erde abgedeckt, bis nach 1,5 h alles schön zart gegart ist. Alles richtig lecker mit etwas viel Fett, aber deshalb eben so schmackhaft.
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In letzter Zeit wird meine Sonrisa am Berg immer langsamer mit deutlichem Leistungsabfall. Am 15.1.18 fahren wir wieder zurück nach Puerto Montt und ich suche eine Werkstatt, die mir einen neuen Zylinder und Kolben aus unserem Ersatzteillager einbaut. Es findet sich kurzfristig keine freie Werkstatt, die haben in der momentanen Hochsaison alle viel zu tun und sind für diese Woche komplett ausgebucht. Der Meister Jgnacio von Austral Motorsport hat Mitleid mit mir und bietet mir an, morgen Abend in seiner Privatwerkstatt nach Feierabend die Reparatur ab 20.30h durch zu führen. Er hat noch zwei Kumpels die uns helfen und so ist um Mitternacht der neue Zylinder und Kolben montiert. Im Zylinder und Kolben sind jede Menge Staub und Verbrennungsrückstände verbacken, sowie Ablösungen am Kolben durch Überhitzung. Immerhin hat der Motor bei extremer Belastung 17000km durchgehalten. Auf der Fahrt zur Privatwerkstatt im Ort Frutillar, 50km nördlich von Puerto Montt, den wir sowieso besuchen wollen, machen wir noch einen Abstecher nach Neuva Braunau, wo sich ein reichhaltiges Museum mit Gegenständen der ersten Siedler aus der Zeit von 1852 befindet. Die ersten deutschen Siedler wurden von der chilenischen Regierung eingeladen um diesen Landstrich zu besiedeln und zu bewirtschaften. Der Name Neuva Braunau hat nichts mit Hitler zu tun, sondern bestand eben lange vor seiner Zeit. Mit neuer Kraft und noch etwas verhaltener Einfahrweise des neuen Zylinders geht es über einen Pass (1321müNN) nach Argentinien in das 270km entfernte San Carlos de Bariloche. Erst säumen die Straßen riesige und bizarre abgestorbene Bäume, es folgen saftige Wiesen mit fetten Kühen, dann gibt es Wälder mit hohen Eukalyptusbäumen gefolgt von dichtem Blätterwald. Diese Landschaft erinnert sehr an unsere Landschaften in Deutschland. Die Temperaturen steigen und die Sonne lacht. Es ist Hochsommer und Ferienzeit in Argentinien bis Mitte März. Als wir vor 3 Monaten hier waren, waren wir meistens die einzigen auf den Campingplätzen und jetzt ist hier so richtig etwas los mit grillen, grillen, grillen und Musik der überwiegend argentinischen Touristen. Tagsüber haben wir jetzt 30 Grad und das Baden im See geht auch schon bei 16 – 18 Grad Wassertemperatur. In der Nacht gab es ein ordentliches Gewitter und Regenschauer. Leider hat ein Blitzschlag offensichtlich meine micro-SD Karte mit den Bildern der letzten 3 Monate nicht mehr lesbar gemacht. Hoffentlich sind die Bilder zu Hause noch zu retten.
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Eingestellt von Ricargentinado 07:04

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Kommentare

Ich freue mich so sehr darüber,dass ich eure Reise begleiten darf,durch euren Blog. Es ist superschön,noch dazu untermalt mit den Fotos.Die Kirchlein sind ja klasse. Lachen musste ich über die GroßväterBärte. Hättet eure Rasierer dazu hängen können, die von euch eh keiner benutzt!. Zum Nicht vorhandenen Schnaps. Eine bessere Einteilung wäre nötig gewesen,aber ich denke,dieser Mangel wird schnell behoben? Hope so.Arme sonrisa

von Rolliline

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