Reise blog von Travellerspoint

Februar 2018

Bariloche, Neuquen, El Codor, Bahia Blanca 22.1.-4.2.2018

Liebe Blogleser Ihr habt Euch vielleicht gewundert, warum ich so wenig von Richard berichte. Dies ist kein Egotrip von mir, sondern liegt darin begründet, dass Richard diese Art von sich “öffentlich“ zu präsentieren grundsätzlich ablehnt. Er war nicht damit einverstanden, dass ich diesen Blog ohne sein Einverständnis einrichte und ihn einfach übergangen habe. Dies kam bei einer ordentlichen Auseinandersetzung vor ein paar Wochen heraus. Er befürchtet, dass Suchmaschinen sein Bewegungsprofil und Kaufverhalten etc. ausspionieren und daraus in der Zukunft Strategien und nur noch gezielt Produkte geschaffen werden. Ich denke den Zug kann man sowieso nicht mehr aufhalten, die Zeiten ändern sich halt und gerade wenn man es vermeidet den eigenen Weg und sein Kaufverhalten zu präsentieren, dann werden die Lebensformen von Anderen, mit denen man vielleicht nicht so einverstanden ist alleine favorisiert. Ungefähr ist die vergleichbar mit der Aussage: Wer nicht zur Wahl geht, vergibt seine Chance berücksichtigt zu werden. Die Standpunkte von Richard und mir sind und bleiben hierzu divergent, was für unserer Freundschaft nach dieser heftigen Diskussion keinen Abbruch bedeutet. Wenn möglich schreibe ich die Blogeinträge nicht mehr auf Richards Surface, sondern in Internetbuden auf der spanischen Tastatur ohne öäüß etc.
Aber jetzt geht es weiter auf unserer Reise grobe Richtung Heimat. In Bariloche treffen wir wiedermal auf unsere Globetrotter Freunde aus München, Swen und Iris und auf das französische Ehepaar Jean-Yves und Francoise, mit denen wir im Mai letzten Jahres auf dem Frachtschiff von Hamburg bis Montevideo 5 Wochen unterwegs waren. Nach ihrer Bolivienrundfahrt waren sie ein paar Monate zu Hause gewesen und hatten ihr Auto in Montevideo untergestellt, um jetzt den Süden von Argentinien zu bereisen. Ein fröhlicher Grillabend nach argentinischem Muster vertieft die Freundschaft und alle ziehen am nächsten Tag in verschiedene Richtungen. In der Nacht tobt ein heftiges Gewitter genau über uns und am nächsten Morgen ist meine microSD Karte in meinem Fotohandy, mit den Bildern bis vor Weihnachten nicht mehr lesbar.
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Bewaffnet mit 2 neuen microSD Karten machen wir uns auf den Weg nach Norden über San Martin de los Andes und Junin de los Andes, Urlaubsorte die mit Urlaubern überfüllt sind. Die Städte kennen wir schon von der Hinreise mit wesentlich weniger Rummel, was uns auch besser liegt. Eigentlich wollten wir von Bariloche aus direkt nach Osten quer hinüber nach Viedma an der Atlantikküste fahren, jedoch die direkte Verbindung, immerhin fast 1000km, besteht aus 200km Schotterpiste !! So nehmen wir den Umweg von gut 150km über Neuquen, aber dafür alles Asphaltstraßen in mehr oder weniger guten Zustand in Kauf. Dies bedeutet 1 Tag mehr Fahrzeit in unserem Reisetempo. Die Strecke geht über einen Pass von 1200müNN, was mein neuer Zylinder jetzt wieder spielend schafft. In diesen Monaten sind viele Argentinienurlauber unterwegs, sodass es an den Tankstellen in San Martin d.l. A und Junin d.l. A kein Benzin gibt. Doch Dank unseres Zusatztankes von 45l, ist dies kein Problem für uns weiter zu kommen. Wie immer werden wir an einer Polizeikontrollstelle angehalten und zum ersten Mal in 8,5 Monaten wollen sie nicht nur Bilder von den APEs schießen, sondern wollen alle Papiere sehen: Pass, Führerschein, KFZ-Schein, und KFZ-Versicherungspolice. Die Querung auf Höhen zwischen 800-1100müNN ist eher langweilig, extrem karge Landschaft, keine Tiere, nur vereinzelte Grasbüschel. Es gibt auch keine Dörfer, nur vereinzelte Schilder mit den Namen der Estancias, die weit im Hinterland, weit weg von der Straße liegen. Wir fragen deshalb bei einer der Schulen, die hin und wieder durchnummeriert an der Straße stehen, ob wir auf dem Schulgelände übernachten dürfen. Die Schüler der Hauptschule hier werden von den verstreuten Estancias täglich vom staatlichen Fahrdienst geholt und wieder nach Hause gebracht. Die Schüler dieser Schule No.130 haben trotz bzw. wegen des Sommers von September bis Mai Unterricht, da es im Winter Juni, Juli und August zu viel Schnee gibt und die Estancias abgeschnitten sind von der Außenwelt. Die drei Hauptschüler werden von drei Lehrern und einem Hausmeister betreut. Über Zapala geht die endlose Fahrt weiter nach Neuquen, wo wir unsere Radlerfreunde Daniel und Vanessa ( radelten von Ushuaia bis an die bolivianische Grenze 5300km im letztes Jahr) mit unserem Besuch überraschen. Am Campingplatz kommen wir auch wieder ins Gespräche mit den Leuten vor Ort. Zum Thema Rente erfahren wir von den Polizisten, dass diese nach 25-30 Dienstjahren mit vollen Bezügen in Rente gehen. In der Regel beginnen die Polizisten ihre Laufbahn mit 18 Jahren, sodass sie mit 43 – 48 Jahren bereits Rentner sind. Angestellte des Staates gehen nach 30 Dienstjahren mit 80% der Bezüge in Rente. Die neue Macri-Regierung möchte das Renteneintrittsalter aber auf 70 Jahre erhöhen, was ihm bei der nächsten Wahl die Stimmen der Rentner kosten wird. Ca. 300km vor der Atlantikküste wechselt die karge Landschaft in fruchtbare Täler mit Obstplantagen über hunderte von Kilometer. Apfel – Birnen- Pfirsich- Nektarinen- und Zwetschenbäume, sowie Weinreben soweit das Auge reicht. Es wird deutlich wärmer, tagsüber immer über 30 Grad und Nachts um die 20 Grad. Nach 7 Tagen Fahrt kommen wir am 28.1.18 in El Condor am Atlantik unterhalb von Viedma an. Jetzt ist erst mal Pause angesagt. In den Felsklippen brütet die weltweit größte Papageienkolonie mit ca. 35000 Brutpaaren. Der Sandstrand ist Kilometer lang und der Atlantik ganz flach, sodass sich das Wasser auf ca. 20 Grad erwärmen kann. Hierher zieht es die Einwohner von Viedma und Umgebung und so ist der Stand jetzt im Hochsommer recht gut besucht.
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Nach ein paar Tagen Ruhe gehen wir wieder auf Achse Richtung Norden auf der Ruta National 3. Die Temperaturen erreichen jetzt tagsüber an die 40 Grad. Ein Zwischenstopp am Rio Colorado mit kühlen 25 Grad Wassertemperatur ist höchst willkommen. Der Rio Colorado entspringt in den Anden bei Mendoza und quert ganz Argentinien ca. 1000km bis hinüber zum Atlantik. Er bildet auch die Grenze zwischen den Provinzen Rio Negro und Groß Buenos Aires. Allerdinge ist die Stadt Buenos Aires von hier noch gut 900km entfernt. Also ungefähr soweit wie Würzburg von Genua entfernt ist, nur mal so zum Vergleich, damit ihr die riesigen Distanzen Argentiniens etwas nachfühlen könnt. Wir nehmen nun Kontakt zu dem Verschiffungsagenten in Montevideo auf um unsere Rückreise Anfang März zu organisieren. Am liebsten würden wir die APEs in einem 40 Fuß-Container verschicken und nicht, dass irgendwelche Leute die APEs an Bord Ro-Ro fahren. Diese Fahrzeuge bedürfen eines besonderen Feingefühls und know hows. Die Kommunikation mit dem Agenten klappt nicht so richtig, deshalb wollen wir als nächste größere Etappe Montevideo ansteuern und die Verschiffung vor Ort klären. Dann bleibt uns noch etwas Zeit an der Südküste von Uruguay zu Bummeln und den Karneval in Montevideo zu erleben. Alles hängt natürlich von den Schiffterminen ab. Buenos Aires bei dieser Hitze um die 40 Grad und die Großstadt wo man nicht einmal mit dem Handy in der Hand herumlaufen darf, ohne dass es einem geraubt wird und wir beide Buenos Aires bereits von anderen Reisen kennen, lockt uns nicht so richtig. Im Moment in Bahia Blanca (ca. 400000 Einwohner) kann man es am besten an der Küste oder im Swimmingpool aushalten. In den Hochsommermonaten Januar und Februar sind die Museen nur Wochentags am Morgen offen, deshalb entspannen wir das Wochenende am Campingplatz, der neben einem Freibad liegt mit hunderten von argentinischen Großfamilien, die ebenfalls der Stadt entfliehen.
Bilder Bahia Blanca 4 Stck

Eingestellt von Ricargentinado 14:47 Kommentare (2)

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