Malargüe,Zapala,Neuquen,San Martin, Bariloche 7.-28.10.17
28.10.2017
Lange gab es keinen Eintrag mehr im Blog. Das hat seinen Grund, denn wir haben 2,5 Wochen in Malargüe auf die Öffnung de Passes Peuhenche nach Chile gewartet. Das Wetter ist sehr unfreundlich, kalt ( Tags 9 Grad, Nachts 1 Grad) und es regnet öfters. Am 11./12.10. schneit es sogar nochmal unaufhörlich. Wir kaufen uns 2 Heizlüfter, denn es wird ziemlich ungemütlich in den APEs. Aber immer noch besser als für ein Radlerehepaar aus Bulgarien, die seit 1,5 Jahren von Toronto nach Ushuaia mit Fahrrädern und Zelt unterwegs sind. Am 6.10. fahren wir voll der Hoffnung ca. 100km bis an die Grenzstation in Las Loicas, doch die Grenzer machen uns wenig Hoffnung, dass der Pass bald geöffnet wird. In dem Ort der aus 20 Häusern 2 Lädelchen und einem Restaurant besteht gibt es nichts zu kaufen außer Keksen und Empanadas im Restaurant. Normalerweise passieren hier 2000 Autos am Tag, aber der Pass ist ja noch zu. Es gibt auch keinen Strom, da der Generator defekt ist und es gibt hier auch keinen Satelitenempfang fürs Internet. Wir beschließen am nächsten Tag wieder nach Malargüe auf den Campingplatz zurück zu fahren. Auf dem Weg besuchen wir die Caverna de las brujas (Hexenhöhle). Eine Kalksteinhöhle von 5 km Länge auf 3 Ebenen, die mit Führerin über Leitern, Klettern, auf dem Bauch robbend, oder auf dem Hintern rutschend 2 Stunden lang erkundet werden kann. Mit Helmen und Kopflampen arbeiten wir uns voran zu den Stalagmiten, Stalaktiten und den Hallen mit den Namen: Sala de la Virgen(hier sehen die Stalagmiten wie eine Heiligenfigur aus) oder Sala de encuentros(hier treffen sich die 3 Ebenen in einem gemeinsamen Kamin). Um den Namen der Höhle gibt es diverse Legenden. Die eine besagt, dass sich in dieser Höhle 2 Mädchen vor ihren Verfolgern versteckten und als diese die Mädchen aufspürten flogen zwei Eulen aus der Höhle in die sich die Mädchen (Hexen) verwandelt hatten. Auf dem Rückweg laufen wir hoch zu einem Wasserfall, der aus 30m Höhe herunterfällt. Im Moment hat er jedoch wenig Wasser, aber das Gestein ringsum enthält jede Menge Fossilien aus dem Trias vor 200-145 Millionen Jahren.
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Auf dem Campingplatz in Malargüe wird es langsam wärmer Tags 20 Grad Nachts 0 Grad. Wir treffen dort wieder unsere Freunde aus Neuseeland, die mit Motorrädern 6 Monate Argentinien erkunden. Wir vertreiben uns die Zeit mit Holzabfällen vom Sägewerk als Brennholz zu besorgen für Barbecue und etwas Wärme am Abend. Sobald die Sonne untergeht wird es empfindlich kalt. Für den nächsten Abend besorge ich Gewürze, Wein und Rum um einen Glühwein herzustellen. Den kannten die Neuseeländer noch nicht und es wurde ein lustiger Abend mit viel Feuer im Kamin und Bauch (2,5l Wein und eine halbe Flasche Rum !!), sodass wir gleich am nächsten Abend das Zeremoniell wiederholten. Mitte Oktober wird es Zusehens wärmer, jedoch ergibt eine weitere Nachfrage bei der Gendarmerie, dass der Pass voraussichtlich nicht vor Anfang November geöffnet werden wird, da es auf der chilenischen Seite zu gefährlich ist den gefrorenen Schnee zu räumen. Wir überlegen uns einen Plan B:
1.) 600km zurück nach Mendoza im Norden fahren, dort ist der Pass nach Chile untertunnelt und passierbar und dann 1100km in Chile nach Süden fahren?
2.) Gegenüber vom Campingplatz parkt immer ein Tieflader dessen Fahrer Miguel ( 26 Jahre) wir fragen, ob er uns huckepack 200km nach Süden über die Holperpiste transportieren könnte. Die Nachfrage bei seinem Boss ergibt einen Preis von 11000Pesos, ca. 550€, was uns etwas zu teuer erscheint. Miguel bietet uns eine Alternative an dies mit seinem selbst gebauten Anhänger, mit dem er Autos transportiert auf zweimal zu machen. Wir einigen uns auf 6000Pesos ca. 300€ für den Transport beider APEs in Etappen. Wir knobeln aus wer als erster dieses Abenteuer wagen möchte. Richards gewinnt bzw. verliert und seine APE wird zuerst verladen. Die Fixierung geschieht abenteuerlich mit relativ dünnen Seilen (richtige Zurrbänder mit Ratschen gibt es nicht!!). Ein Reifen ist nach der Beladung auch noch platt und muss gewechselt werden. Nach 2 Stunden Ladearbeiten, es ist inzwischen 15h, geht die Reise los. Doch bereits auf dem 1.Kilometer macht der Anhänger schlapp unter der “Last“ der APE, das Chassis des Anhängers bricht in der Mitte auseinander und schleift am Boden. Die Jungs besorgen relativ schnell einen neuen stabileren Anhänger mit richtig großen Rädern und wir laden jetzt meine(Ric) APE. Es ist eine weitere Stunde vergangen und wir sind immer noch in Malargüe. Den Allrad Toyota Hillux haben die Jungs für 2000Pesos ca. 100€ und nur für heute geliehen, also muss die Aktion heute laufen! Schon spät geht es auf die 160km Strecke. Richard fährt die ersten noch guten 70km schon mal parallel mit. Wir sind rund 5 Stunden für die erste Fahrt unterwegs, bis es wieder Asphaltstraße gibt und es ist inzwischen 20.30h und dunkel. Richard hat sich schon auf die Holperpiste vorgewagt. Um 21.30h trifft er dann auf die Jungs mit Anhänger und die APE wird verladen. Die letzten 40km der Strecke sind die Schlimmsten, die selbst der Allrad nur mit 20kmh passieren kann. Gegen 23 Uhr treffen sie dann ein. Alle sind etwas müde von diesem aufregenden und langen Tag. !!!!! Aber Ende gut, alles gut !!!! Richards APE ist zwar wieder innen und außen voll zu gestaubt, aber ab jetzt soll es bis auf kurze Teilabschnitte die Ruta 40 asphaltiert sein.
Die Fahrtnach Süden über Chos Malal ca. 140km führt wieder durch faszinierende Felslandschaften und weite Ebenen mit Buschwerk aus denen nur die weißen und braune Rücken der Ziegen herausragen und vereinzelt magere Kühe und Pferde etwas fressbares suchen. Sonst gibt es hier nicht viel zu sehen, so machen wir uns auf den Weg nach Zapala, 190km weiter südlich. Direkt nach Chos Malal sind wir in der Mitte der Ruta 40 bei Kilometer 2617, von der bolivianischen Grenze im Norden bis zu chilenischen Grenze im Süden, wo die Ruta 40 endet. Dann sind es immer noch ca.600km bis Ushuaia. Die Strecke bis Zapala ist eintönig und karg, es gibt auch keine Tiere mehr, da es nichts fressbares gibt.
Wir machen nun einen Abstecher 185km nach Osten, nach Neuquen zu den argentinischen Freunden, die wir mehrmals unterwegs auf dem Fahrrad fahrend oder in Hostels getroffen hatten. Sie befanden sich auf ihrer 5,5 Monate von April bis August 2017 dauernden Fahrradtour von Ushuaia im Süden nach La Quiaca im Norden und zurück nach Salta mit einer Fahrstrecke von insgesamt 5700km. Die Landschaft zwischen Zapala und Neuquen ist eher flach mit wenig Höhenunterschieden. Das Gebiet hat reiche Erdölvorkommen und hier gibt es die meisten Funde von Dinosauriern aus der Kreidezeit vor ca. 80 Millionen Jahren. Hier wurde der bis jetzt größte Dinosaurier gefunden, der Argentinosaurus mit einer Länge von 40m, einer Höhe von 18m und einem Gewicht von ca.100to. Eine Nachbildung ist im Museum Carmen Funes in Plaza Huincul zu bestaunen. Nur wenige Kilometer von hier fand ein Bauer auf seinen Acker die Knochen des Argentinosaurus. Nebst diesen riesigen Pflanzenfressern gab es noch “kleinere“ Saurierarten die Fleischfresser waren, wie z.B. der Gigantosaurus der nur 18m lang und 8to schwer war. Der Name des Museums wurde nach der Frau benannt, die hier als 1. Frau gelebt hatte und die Reisenden mit Essen und Wasser versorgt hat. Ihr ist es zu verdanken dass hier das Vorkommen von Erdöl vermutet wurde, da ihr Wasser einen öligen Beigeschmack hatte. Im Jahre 1903 gab es dann die 1.Rammung mit deutscher Ausrüstung aus Leipzig bis in 600m Tiefe, wo man auf auf das vermutete Erdöl traf. Inzwischen wird nicht mehr gerammt, sondern in Tiefen von 3-4km gebohrt. Auch das neue Frackingverfahren wird hier in einigen Provinzen betrieben. Andere Provinzen verbieten diese Verfahren, da es bereits gehäufte Krebserkrankungen im Umfeld des Frackingverfahrens gab. Die Fachleute streiten sich noch darüber ob die Ursache der gehäuften Krebserkrankungen an dem Frackingverfahren mit den eingesetzten Chemikalien liegt. Von der Straße aus sieht man die Pumpen, deren Gegengewichte sich langsam drehen und das Haupt sich kontinuierlich hebt und senkt um das Erdöl nach oben zu pumpen. Die Einheimischen haben den Pumpen den Spitznamen “Guanaco“ gegeben, da diese wie die Tiere ständig den Kopf zum Fressen und Absichern der Umgebung heben und senken. In Neuquen kommen wir im Fitnessstudio unserer Radlerfreunde unter und werden von der Großfamilie herzlich aufgenommen und verpflegt. Spaziergänge am Fluss Limay, wo sich am Wochenende halb Neuquen zu treffen scheint, ist der Arbeitsplatz unserer Freunde im Sommer von Dezember bis März als Bay Watch, nebst ihrem Betrieb in ihrem Fitnessstudio.
In 2 Etappen fahren wir wieder ca. 430km zurück über Zapala nach Süden bis nach San Martin de los Andes. Nach Zapala durchfahren extrem karge Landschaft, nur Grasbüschel, keine Tiere in Höhen zwischen 700-1200müNN. Dann plötzlich auf den letzten 70km wechselt die Landschaft mit Bewuchs von Kiefernbäumen, die immer dichter werden, bis hin zu komplett bewaldeten Bergen. Die Ebenen sind grün und die Wiesen mit saftigen Gras. Die vielen Kühe die hier grasen sind deutlich besser genährt als die magern im Norden, bei denen man deutlich die Rippen sehen konnte. Die meisten Campingplätze sind noch zu, da der Winter gerade erst vorbei ist und die Sommersaison erst im Dezember beginnt. Außerdem ist dieses Jahr der Winter viel länger und zurzeit noch außergewöhnlich kalt. Wir finden dann doch noch einen offenen Campingplatz am Lacar Lake, wunderschön gelegen und treffen hier wieder auf unsere Motorradfreunde aus Neuseeland. Jetzt bringen wir erst mal unsere APEs wieder auf Vordermann. Richard repariert den Zweitaktölstandsanzeiger, der Schwimmer hatte sich gelöst; die Abgastemperaturanzeige zeigt unmögliche Temperaturen, wahrscheinlich hat die Elektronik einen Schuss, ist nicht zu reparieren; und der ganze Staub aus der Pistenfahrt Malargüe Barrancas wird entfernt. An meiner APE klappt immer der rechte Außenspiegel ein und lässt sich nicht mehr weiter festziehen ohne dass das Plastik platzt, also wird der Reservespiegel aus der Ersatzteilkiste von links auf rechts umgebaut und montiert. Die Schiebefenster der Türen lassen sich nur noch schwer schließen, da der Staub, Sand und das Fett das Gleiten erschweren. D.h. beide Seitenverkleidungen abbauen und die Fenster mit den Gleitschienen ausbauen, reinigen und wieder einbauen. Der Zündkerzenstecker fällt des Öfteren ab, deshalb muss auch hier ein neuer aus der Ersatzteilkiste her. Nachdem jetzt fast alles wieder funktioniert kann es weitergehen. Allerdings macht das Wetter nicht so mit, es ist bewölkt mit 12 Grad am Tag und es ist windig. Bei gemischten Wetter fahren wir die Ruta de los siete lagos bis San Carlos de Bariloche in 2 Etappen über Villa de Angostura. Hier sieht die Landschaft aus wie in der Schweiz mit vielen eiskalten und tief blauen Seen die in Höhen zwischen 700-1200müNN liegen und umsäumt sind von Laub- und Nadelwäldern. Nachts wird es wieder empfindlich kalt so um die 0 Grad. Die Wettervorhersage für den Süden in den nächsten Wochen verheißt nichts Gutes. In Bariloche wütet dann am 28.10.17 auch noch ein Schneesturm und wir sind froh, dass wir uns in einem Hostel einquartiert haben. Wir beschließen nun endgültig unsere Route zu ändern. Um gute Straßen zu finden müssen wir noch rund 400km nach Süden bis Esquel fahren und dann 600km quer durch Wüstenlandschaften nach Osten bis Trelew und Rawson an der Atlantikküste. Dort sind die Tag- und Nachttemperaturen um rund 10 Grad höher als hier am Rande der Anden. Vielleicht bekommen wir sogar noch die Wale mit ihren Jungen zu sehen
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Eingestellt von Ricargentinado 15:58 Kommentare (4)